Hi ihr!
Ach du meine Güte hatte ich Herzrasen, als ich unter Annas Zimmerfenster stand und raus in die Dunkelheit starrte. Etwas war dort draußen. Es lauerte und war, so schien es mir, jeden Moment bereit mich anzugreifen.
Ich kann euch nicht beschreiben, was es genau war. Es sah dunkler aus, als die Nacht draußen, also hob sich klar ab und mein Bauch hatte sich außerdem wieder zu Wort gemeldet. Die Musik war zu allem Überfluss auch noch lauter geworden. Ich dachte, ich falle gleich um. Das dunkle Etwas bewegte sich wie eine träge, zähe Flüssigkeit auf mich zu und schwappte wie in Wellen.
In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich das Licht im Keller gar nicht gesehen haben konnte - draußen war es doch Nacht! Was war es dann gewesen? Angst überkam und packte mich am ganzen Plüschkörper. Ich konnte gar nichts mehr machen, außer in die Dunkelheit und in mein todsicheres Ende zu starren.
Doch dann änderte sich etwas an der undurchdringlichen Schwärze. Ich konnte einzelne Punkte ausmachen und je näher sie kamen, desto größer wurden sie auch.
Sie waren jetzt ganz nah am Haus!! Ach du liebes Bisschen!! Ich kann euch gar nicht sagen, was sich in mir für ein Gefühlschaos abgespielt hat! Ich konnte jetzt nämlich sehr gut erkennen, was/wer genau der schwarze Nebel war.
Es waren tatsächlich meine Teddyfreunde - in hautengen, schwarzen Overalls. Mein erster Gedanke war, wie verdammt gut sie alle aussahen und hätte fast vergessen, dass ich total hässlich aussah mit meinem verrotzten und verheulten Gesicht und meinen in Kotze gebadeten Pfötchen.
Mein zweiter Gedanke war, wie froh ich doch war, dass sie extra wegen mir einen Einbruch eingingen und mich rausholen kamen. Wie sie mir doch alle am Herzen liegen!!
Mein dritter Gedanke war.. verwundert darüber, dass so viele Teddys regelmäßig im Internet schauten, was man so Bloggt und dann auch noch so schnell wissen, wo man genau wohnt...
Meine ganzen drei Gedanken waren mir aber herzlich egal, denn mein vierter Gedanke überlagerte alles: bald würde ich frei sein!
Mit neu geschöpftem Mut schaute ich also durch das Periskop meinen Freunden zu, wie sie sich langsam aber sicher unserem Haus näherten. Dem Haus, das Anna und ihre Familie vielleicht nie wieder sehen würden...
Ich durfte jetzt nicht zurückblicken, zwang ich mich, sondern nach vorne schauen!
Die Musik wurde immer lauter. 'OMG, die kommt jetzt aber nicht wirklich von meinen Freunden, oder?', dachte ich verwirrt.
Und da sah ich sie.
Meine immer gut gelaunte Freundin Kuschel-Coco hatte ihren pinken iPod mitgebracht und wahrscheinlich irgendwie laut gestellt oder Lautsprecher mitgenommen. Das war die Mission Impossible Musik!
Ich musste lachen, als ich sie an der Spitze der Truppe sah, wie sie lautstark mit sang und mich mit ihrer guten Laune ansteckte.
Und - ihr werdet es nicht glauben: die sonst immer rosanen Schleifen, die ihre Markenzeichen sind, hatte sie schwarz gesprüht! Dazu trug sie ein wunderschönes, fließendes, schwarzes, paillettenbesetztes (so typisch!
) Kleid mit einem schwarzen Umhang. Achja: nicht zu vergessen ist der wunderbare, rosane Hello-Kitty-Gürtel!
Sie hätte mich jetzt bestimmt sofort ganz fest umarmt, wenn sie mich hätte sehen können. Ich musste grinsen. Wie ich mich auf meine Freunde freute! Mir wurde erst in dem Moment bewusst, wie wichtig sie mir waren.
Auch mit an der Spitze der kleinen Teddykarawane stolzierte die actionreiche Fluffs. Wow, sah sie toll aus! Sie hatte einen schwarzen Strick-Overall an, der bestimmt schön warm hielt. Ich musste schmunzeln, als ich die Blume an ihrer Strickmütze, die sie auch auf hatte, sah. Das war auch so typisch Fluffs!
Aber irgendetwas hatte sie noch in der Hand. 'Sie hat doch nicht wirklich eine Blume mitgebracht, oder?', fragte ich mich grinsend, doch dann sah ich es genauer. Meine Freundin Fluffs hielt doch tatsächlich einen Enterhaken in die Höhe! Ohne mir wirklich darüber Gedanken zu machen, wo ein Teddy so etwas her bekommt, sah ich fasziniert zu, wie sie ihn graziös wie ein Lasso erst langsam über ihrem Kopf kreisen ließ, immer schneller wurde und ihn dann mit einem gekonnten Wurf direkt auf mein Fenster zuschnellen ließ. Ich habe mich natürlich total erschrocken, als er erst mit einem "Wumms" aufkam, dann an der Fensterklinke hängen blieb und Fluffy begann, das Fenster systematisch auf zu zerren.
Das bekam sie alleine nur leider nicht so toll hin, denn so ein Fenster war ja auch ziemlich schwer. Aus den hintersten Reihen kam schnell meine neueste und sportlichste Freundin Kiki hervor gesprungen und half Fluffs beim Fensteraufzerren.
Unser Karamellbärchen trug eine schwarze Jogginghose, die ihr supergut stand, eine schwarzes, sportliches Tanktop und genau wie ihre beste Freundin Coco hatte sie ihre Schleife schwarz gesprüht. Im Takt zu Cocos Supermusik zogen und zerrten Fluffs und Kiki so lange, bis die Fensterklinke nach oben schnellte und waagerecht zum Stehen kam. Ich bewunderte Kiki echt immer dafür, woher sie ihre ganze Kraft nahm!!
Sofort wogte die schwarze Teddymasse ans Fenster. Sie standen alle genau darunter, sodass ich selbst mit dem Periskop nichts sehen konnte. Also flitzte ich schnell zur Vitrine, legte es vorsichtig rein und rannte wieder ans Fenster, um darauf zu warten, dass meine Freunde mich rausholen würden.
Ich hörte Geräusche. Es klang so, als würde jemand in seinen Taschen kramen... Dann hörte ich ein "Platsch". Jemand war auf seinem Plüschpopo gelandet.
Im nächsten Moment ging schon das Fenster auf. Hinter dem Teddy, der im Fensterrahmen thronte sah ich den Anfang (oder das Ende?) einer Strickleiter. Der-/diejenige musste wohl auf der Leiter hochgeklettert sein...
Scruffs stand dort, stolz wie eh und je. Sie hatte einen... hautengen (und wenn ich hauteng sage, meine ich das auch!) Ganzkörperanzug an. Sie sah wirklich beeindruckend aus, vor allem in ihrem Superman-Umhang!
..
Moment mal? Superman-Umhang?
DAS war typisch Scruffs... Ich musste so sehr grinsen, dass ich sie wohl beim stolz gucken gestört habe. Sie schaute mich irritiert an und dachte wohl, dass ich sie in ihrem Aufzug nicht sexy fand oder so..
Dann bemerkte sie wahrscheinlich, dass die anderen auch in das Haus stürmen wollten und kam schnell zu mir runter gesprungen. Ich war so froh sie zu sehen umarmte sie sofort. Als nächstes kam Coco durch das Fenster gesprungen und war natürlich schneller beim Umarmen als ich. Auch Bonny, Kiki und Fluffs und meine ganzen anderen Freunde fluteten in das kleine Anna-Zimmer rein.
Scruffs fand es wahrscheinlich nicht so toll, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Ich bedeutete ihr mit einem Blick, dass sie natürlich immer noch am schärfsten aussah und so in ihrem Fummel. Sie machte ein zufriedenes Gesicht und begann, meinen Freunden Befehle zu erteilen, was weiter gemacht werden sollte, um uns in Sicherheit zu bringen (wahrscheinlich auch um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
).
Meine wunderbare, tapsige Freundin Bonny fand es wahrscheinlich gut, dass auch mal jemand anderes ein bisschen... tollpatschig aussah und nicht immer nur sie, denn sie grinste mich vielsagend an. Ich grinste zurück und war mir in dem Moment bewusst, wie hässlich ich aussah. Aber ich war echt total froh, sie endlich wieder zu sehen. Als sie mich stürmend umarmen wollte (man sah sie toll aus - schwarzes, ausgeschnittenes Oberteil und Leggins), stolperte sie so über ihre eigenen Füße, dass sie in dem ganzen Gewusel mit einem richtig lauten "Klatsch" hin viel.
Alles wurde sofort still. So still, dass man die Schritte draußen hören konnte.
Bonny murmelte die ganze Zeit, während ich ihr aufhalf und sie tröstete, wie blöd sie doch war, da sie jemanden auf uns aufmerksam gemacht hatte. Ich bedeutete ihr, leise zu sein, denn im nächsten Moment wurde die Klinke der Tür runtergedrückt. Der Jemand, der rein gekommen war, schaute in 11 ängstliche Teddygesichter...
Fr Feb 24, 2012 9:59 am Kuschel-Coco